Volle Kirchen, doch nicht bei der hl. Messe
Unsere Kirchen sind wieder voll?
Die Kirche war sehr gut besetzt und die Dienstagszeitung berichtete darüber: „Nach zwei Stunden war ein gelungenes Programm beendet - natürlich nicht ohne Zugaben, die sich das begeisterte Publikum in der Kirche mit standing ovations „erklatschte"". Die Überschrift zu dem Artikel über das Konzert in der Kirche lautete übrigens: „Liebe, Sehnsucht und Leidenschaft". Es hätte genauso gut auch „Von traditionell-besinnlich bis rockig-flott" heißen können, wie ein Artikel über ein anderes Kirchenkonzert auf der vorhergehenden Seite berichtet. Die Themen spielen heute bereits eine untergeordnete Rolle. Die Zeitungen sind voll von Berichten über Kirchenkonzerte in den einzelnen Gemeinden. Die Fotos zeigen meist die Chöre, wie sie sich auf den Altarstufen präsentieren und mit den meist biblischen Themen der Altarraumausschmückung fast ein sakrales, feierliches Bild bieten. Kirchenkonzerte sind „in". Die Tageszeitungen am Montag und Dienstag berichten über Kirchenkonzerte des Wochenendes. Die Mittwoch-, Donnerstag- und Freitagsausgaben weisen bereits auf die Kirchenkonzerte des kommenden Wochenendes hin.

Doch was ist mit Ihm?
Was der Herr dazu sagt, dem die Kirchen in einer feierlichen Weihe übergeben und damit dem profanen Dienst entzogen wurden und dessen fester Wohnsitz dort ist, steht in den Berichten nicht. Er wurde ja auch nicht gefragt. Die Sänger wollen ja eigentlich auch nichts mit ihm zu tun haben. Sie zeigen ihm bei ihren Auftritten ja üblicherweise den Rücken (oder sollte man sagen „den Hintern"), damit sie sich ihrem großen Verehrer, dem Publikum, präsentieren können. Der Herr ist aber immer noch da, das „Tabernakellicht" brennt noch ganz deutlich.

Oder sollte man Ihn besser entfernen?
Sensiblere Pfarrer, entfernen das hl. Sakrament, den Herrn, einige Stunden vor dem Auftritt. Sie wissen was bei einer Probe vorher alles „abgeht" und wissen auch, dass beim Auftritt Er keine Rolle in seinem Hause mehr spielt. Sie wollen dem Herrn dies ersparen und die Gewissen einiger Katholiken nicht belasten. Doch ist es richtig, dass der Herr sein Haus
räumen muss, weil andere in ihm ihr (Un)wesen treiben? Der neue Besitzer heißt „Kunst" und ihm muss alles weichen, auch der Herr im Tabernakel?

Da ist noch das Publikum.
Interessant ist das Verhalten der Besucher. Da gibt es die Ungläubigen und die evangelischen Christen. Für sie spielt der Tabernakel in der Kirche keine Rolle. Auch viele Katholiken, die kein Verständnis mehr für die Eucharistie und sakrale Räume haben, sehen die Kirche als Konzertraum, gehen hinein, suchen sich ein Platz und setzen sich hin. Dann gibt es noch die praktizierenden Katholiken. Sie sehen den Weihwasserkessel und wissen, dass sie ja jetzt üblicherweise ein Kreuzzeichen und eine Kniebeuge machen sollten, aber sie gehen ja nicht in die Messe oder in die Andacht. Sie sind ja nicht mehr unter sich. Man müsste sich ja in einer katholischen Kirche als praktizierender Katholik bekennen! So umgehen viele unauffällig den Weihwasserkessel, machen auch keine Kniebeuge und setzen sich als Konzertbesucher, so wie die Ungläubigen und die evangelischen Christen auf ihren Platz. Man ist damit einer der vielen neutralen Konzertbesucher, die den kommenden musikalischen Genuss erwarten. Ganz, ganz wenige sind bereit, wie sie es sonst auch bei Betreten einer katholischen Kirche tun, sich Weihwasser zu nehmen, sich zu bekreuzigen, sich hinzuknien, den Herrn im Altarsakrament zu begrüßen und sich dann zu setzen. Beim Hinausgehen wiederholt sich das gleiche Spiel.

Äußerliche Handlungen sind Zeichen innerer Gesinnung!
Alle unsere äußerlichen Handlungen sind Zeichen einer inneren Haltung und wenn wir heute dem Herrn das Haus wegnehmen, um es für unseren Kunstgenuss zu beschlagnahmen, so zeigen wir ihm, dass wir etwas über ihn gesetzt haben, das uns mehr wert ist. Das Umfunktionieren einer Kirche in einen Konzertraum, und eine schöne Kirche gibt dem Konzert schon einen Hauch göttlicher Erhabenheit, ist eine nicht zu übersehende Aufwertung der großen Göttin Kunst, der viele heute huldigen und ihr Opfer bringen. Das Umfunktionieren zieht aber automatisch eine Entsakralisierung und einen weiteren Glaubensschwund mit sich. Heiliges darf man nicht mit Profanem mischen. Immer wird dabei das Heilige abgewertet.

(GB)