Gedanken zu Allerheiligen und Allerseelen
1.Die existentielle Bedeutung des Todes

Der Mensch kann denken, er kann zurückschauen in die Vergangenheit und kann ausschauen in die Zukunft und er kann sein Leben überdenken. Deswegen hat auch der Tod beim Menschen eine ganz andere Bedeutung wie bei anderen Lebewesen. Tiere fliehen instinktiv vor dem Sterben, und wenn es über sie hereinbricht, erliegen sie dem Bedrohlichen. Nur der Mensch kann feststellen, dass er einmal sterben wird. Dadurch wird der Tod ein Fakt für den Menschen, das nicht nur am Ende steht, sondern auch hereingreift in das menschliche Leben und dieses Leben insgesamt in Frage stellen kann. Was hat es für einen Sinn, Gutes zu tun, zu lieben, ja überhaupt zu leben, wenn mein Tod einmal das alles beenden wird, wenn ich im Tod aufhöre? Wird dadurch nicht auch alles in meinem Leben sinnlos? – Oder gibt es ein Weiterleben?
Wenn das Gute, die Liebe und die Gerechtigkeit siegen sollen, darf menschliches Leben im
Tod nicht enden. Von diesem Gedankengang aus sind viele Menschen und Völker auf Gott und die Religion gestoßen. Der Tod ist eine dunkle Pforte, die jeder Mensch durchschreiten muss, er ist die große Frage an den Sinn unseres Lebens. Gewissheit über ein Leben nach dem Tod kann der Mensch von sich aus nicht haben.

2. Die Botschaft Christi von Tod und Auferstehung

Auf die existentielle Frage nach dem Tod gibt Christus durch seine Botschaft und durch sein Leben, vor allem aber auch durch sein Sterben und seine Auferstehung Antwort:

Es gibt ein Weiterleben nach dem Tod. Auf die Frage der Sadduzäer, wem eine Frau, die nacheinander sieben Brüder geheiratet hat, im Himmel gehört, antwortet Christus: „ Ihr irrt euch, es gibt den Himmel, doch werden die Menschen dort nicht mehr heiraten, sondern wie die Engel sein.

Der Mensch muss an Christus glauben und ihm nachfolgen auf seinem Kreuzweg, dann wird er zur Auferstehung gelangen.

Wer auferstehen und zu Gott gelangen will, muss die Sünde meiden; denn, wie Johannes sagt, kann nichts Unreines zu Gott eingehen. Gleich nach dem Tod findet das besondere Gericht statt. Der Mensch wirft die Hülle seines Leibes ab, dabei gelangt unsere Verstandeskraft zur Fülle, wir werden Gott erkennen, die Wirklichkeit verstehen, die Wahrheit erfassen und unser eigenes Leben beurteilen. Nur die Seele derer, die im Sterben frei sind von jeder Sünde und jeder falschen Anhänglichkeit, gelangt sofort zur Anschauung Gottes. Wer noch durch lässliche Sünden und Anhänglichkeiten an die Welt von Gott getrennt ist, wird gereinigt, gleichsam wie im Feuer, wie Paulus sagt. Und wer überhaupt nicht lieben kann, weil er der Todsünde verfallen ist, oder weil er durch die Erbsünde von Gott getrennt ist, bleibt für immer in dieser Trennung von Gott, und das ist die Hölle.

3. Gemeinschaft im mystischen Leib

Alle, die der Kirche angehören, das sind zunächst einmal die Heiligen im Himmel, die triumphierende Kirche, dann die armen Seelen im Fegefeuer, die leidende Kirche, und schließlich die Gläubigen auf der Erde, die kämpfende Kirche, sind durch ein Band der Gnade und Liebe miteinander verbunden. Wir sollen uns den Heiligen und ihrer Fürsprache anvertrauen und für die armen Seelen beten, aber auch die armen Seelen können nach alter Ansicht in der Kirche uns Gnaden vermitteln, wenn wir uns an sie wenden.

4. Beim Weltgericht wird Christus das Böse vernichten, das Gute wird endgültig siegen und die Leiber der Verstorbenen werden auferstehen, die Seelen der Verstorbenen werden wieder mit ihrem Leib vereinigt. Es ist ein verklärter Leib, der unvergänglich sein wird.

Aus „Christusbegegnung im Kirchenjahr“ von Geistl. Rat, W. Lang

(LWT)