"Memorandum 2011" will katholische Kernbestände aufgeben

Auszug aus dem Interview der Tagespost mit Matthias Matussek vom 11.02.2011 zum Thema "Memorandum 2011":

"...
M. MATUSSEK
Hier sollen katholische Kernbestände aufgegeben werden. Ich halte das für ein gezieltes Abrissunternehmen.

TAGESPOST
Sie fürchten eine Protestantisierung des Katholischen?

M. MATUSSEK
Genauso ist es.

TAGESPOST
Nun gibt es aber immer weniger Priester und die Kirchen werden leerer. Warum sollten „viri probati“ da nicht hilfreich sein, pastorale Probleme zu lösen?

M. MATUSSEK
Mit dem tatsächlich beklagenswerten Rückgang von Priestern und Seminaristen gibt es einen noch viel dramatischeren Rückgang der Gottesdienstbesucher. Das ist das Problem. Der Kirchgang wird offensichtlich uninteressant. Er wühlt nicht mehr auf. Ich glaube, der Ernst ist verlorengegangen. Das ist das Problem. Bei den Protestanten ist der Rückgang der Gottesdienstbesucher noch dramatischer. Und die Protestanten haben verheiratete Pfarrer. Das löst das Problem des Glaubensverlustes offensichtlich überhaupt nicht. Wer an dieser Schraube dreht, ignoriert die Realität.

TAGESPOST
Sie sehen keinen Reformbedarf in der Kirche?

M. MATUSSEK
Nicht in diesen Fragen.

TAGESPOST
Wo dann?

M. MATUSSEK
Die Kirche sollte nicht dem Zeitgeist hinterherlaufen. Sie sollte sich auf den Kern des Glaubens besinnen und viel offensiver und selbstbewusster klarmachen, wofür sie steht.

TAGESPOST
Was heißt das konkret?

M. MATUSSEK
Sie sollte mehr Wert auf Glaubensverkündigung, Sakramente, Spiritualität und die Liturgie legen. Man kann dem Papst oder auch seinem Vorgänger ja alle möglichen Vorwürfe machen, aber sie haben beide – jeder auf seine Weise – immer wieder die Wesenszüge des Katholischen betont. Die Marienandachten, die Feste des Kirchenkalenders, das meditative Rosenkranzbeten, Selig- und Heiligsprechungen, die ja Vorbildfunktionen haben. Der Kirche geht es um das Heil des Menschen. Das hervorzuheben finde ich viel wichtiger als Thesenpapiere in einem Soziologendeutsch zu verfassen, das ohnehin keiner mehr spricht. Ich wünsche mir eine selbstbewusste katholische Kirche, die das herzeigt, was sie hat.

TAGESPOST
Konzentration auf Glaube, Sakramente, Liturgie: Wer heute so etwas fordert, dem wird vorgehalten, er betreibe Ästhetisierung des Glaubens. Das sei schnöder „Feuilleton-Katholizismus“, heißt es dann.

M. MATUSSEK
Das hat weder mit Feuilleton, noch mit Ästhetisierung zu tun. Ritual ohne Glauben ist leer, aber ein Glaube ohne Ritual ist gestaltlos. Die Eucharistiefeier ist wesentlicher Glaubensvollzug, der einen selbst verwandelt. Das ist viel ungeheuerlicher und überzeugender, als irgendwelche Schaubilder an die Wand zu werfen. Mit modischer PR-Sprache erreicht man nichts. Im Gegenteil: Man verliert das Wesentliche. „Wer es fassen kann, der fasse es“, sagt Jesus. Das ist seine Basta-Politik. Die Chance der katholischen Kirche liegt darin, katholisch zu sein und eben nicht modern, angepasst, protestantisch ängstlich, irgendjemandem im mainstream auf die Füße zu treten. Der Glaube oder die Kirche soll den Leuten auf die Füße treten. Es soll klar sein: Das ist nicht zum Null-Tarif zu haben. Man muss sich anstrengen. Dann wird es spannend. Ich glaube, die Leute wollen sich anstrengen. Wir leben in einer Zeit, die so profanisiert, so gewöhnlich und trivialisiert ist, dass das Heilige als aufregend empfunden wird – wenn man es ernst meint und wirklich dazu steht.

..."
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Der obige Auszug ist entnommen aus dem Interview der Tagespost mit Matthias Matussek vom 11.02.2011 mit dem Titel "Die Chance der Kirche: Unverkennbar katholisch sein" ==> http://tinyurl.com/6k5q5k6

Hier der Internet-Link zum sogenannten "Memorandum 2011" oder auch "Memorandum Freiheit" ==> http://www.memorandum-freiheit.de


(LWT)