Liturgie ist keine Show
„Das Zweite Vatikanische Konzil hat uns nachdrücklich daran erinnert, dass die Liturgie in der Sprache der Kirche „Actio“ heißt. Sie ist eine Handlung und deswegen gibt es die „participatio actuosa“, die tätige Beteiligung aller Gläubigen. Aber da ist dann vielfach in geringerem oder größeren Maß der Eindruck entstanden, die Liturgie müsse von den Gläubigen gemacht werden… und das hat, etwas grob gesagt, dazu geführt, dass man anfing, ihr Gelingen schließlich an ihrem Unterhaltungswert zu messen. Sie sollte recht spannend gestaltet werden… aber dabei ist uns etwas Merkwürdiges widerfahren: gerade so ist ihre eigene innere Spannung verlorengegangen. Die kommt nämlich nicht von dem, was wir tun, sondern davon, dass hier etwas getan wird, was wir selbst alle zusammen gerade nicht tun können… hier wirkt eine Vollmacht, die keiner sich selbst geben kann, dass wirklich das Ganz-Andere geschieht, der Ganz-Andere unter uns hereintritt… Die Eucharistie hat den Tod des Herrn gekostet und nur darum kann sie Gabe der Auferstehung sein. Darum kommt es in der Eucharistie nicht auf von uns produzierten Abwechslungen an. Alle Abwechslungen finden ihr Ende und alle Unterhaltung wird schließlich langweilig –wie sehr wissen wir das heute. Es kommt darauf an, dass das Immerwährende, das Eigentliche uns gegenwärtig wird und dass wir auf dieses zugehen… In der Liturgie kommt es nicht auf Abwechslung an, sondern gerade darauf, das immer tiefer zu erfahren, was nicht zu wechseln braucht, weil es die eigentliche Antwort ist, die wir suchen… In der Liturgie geht es nicht um solches, das wir vordergründig augenblicklich verstehen können, wie wir eine Zeitungsschlagzeile verstehen. In der Liturgie wird die ganze Tiefe des Menschseins angesprochen, die viel weiter reicht als unser Alltagsbewusstsein.“

(Joseph Ratzinger, Theologie der Liturgie, Gesammelte Schriften Bd.11, S. 629)

(PH)