Die Rede vom Angebot einer Hl. Messe ist absurd!
Die Lebendigkeit einer Gemeinde bemisst sich nicht zuletzt daran, ob sie häufig gemeinsame Gebetszeiten hat, insbesondere regelmäßige Stunden der eucharistischen Anbetung, möglichst getragen von einem festen Stamm jugendlicher Teilnehmer.

Mitte des Gemeindelebens bleibt die tägliche Feier der Heiligen Messe.

Gewiss ist es richtig, sie zeitlich so zu legen, dass möglichst viele Christen daran teilnehmen können. Ich zucke aber immer zusammen, wenn ich höre und lese, dass Messen „angeboten“ werden.

Wem angeboten?

Es gibt nur einen Adressaten des Opfers Christi, das ist Gott der Vater. Ihn bitten wir, das Opfer Christi als Opfer seiner Kirche anzunehmen.

„Die Messe ist gut angenommen worden“ meint aber leider nicht, dass Gott sie angenommen hat. Die Rede vom Angebot meint die Gläubigen als Adressaten, und das ist absurd. Das wichtigste ist, dass die Messe stattfindet, sogar wenn keine Gläubigen außer dem Priester
zugegen sind. (Hierfür gibt es in der neuen Messliturgie sogar ein eigenes Formular.) Wir sind nach dem Gleichnis Jesu zum Hochzeitsmahl eingeladen, und mit Einladungen ist – wiederum nach demselben Gleichnis – nicht zu spaßen. Sie ist nicht „im Angebot“.

Prof. Robert Spaemann, Philosoph

Quelle: “Die Tagespost” Nr. 59, 65. Jahrgang, vom 16. Mai 2012 Seite 8

(GB)