Flügel
Erwiesen ist die besondere Bedeutung der Flügel für einen Vogel, beispielsweise einer Taube.

Selbstverständlich könnte eine Taube auch ohne Flügel oder mit einem gesunden oder lahmen Flügel existieren. "Fliegen" allerdings, kann der Vogel damit nicht, weder links- noch rechtsherum, wie manche irrtümlich meinen. Es ist viel schlimmer:
Im Fall der "Flügellahmheit" wäre es nur allzu selbstverständlich, daß hierzu besondere lebenssichernde Schutzmassnahmen erforderlich sind, die wiederum eines Blockwarts bedürfen, der sich um den internierten Vogel kümmert. Zuerst muß hierzu ein ausreichend grosser "Käfig" um den Vogel herum gebaut werden. Mangels Flugfähigkeit ist der Käfig nicht hoch und mangels hinreichender Lauffunktion ist er auch nicht sonderlich breit bemessen. Da der Vogel sich mangels Flugfähigkeit nicht selbst ernähren kann, ist er angewiesen auf die Brocken, die ihm der Blockwart zuwirft. Da ihm das Instrument der Lautäusserung geblieben ist, bleibt dem Vogel ausschliesslich die Lautäusserung. Für den Fall aber, dass es dem Blockwart nicht passt, was da geäussert wird, gibt es eine ganze Reihe von Massnahmen, die es ihm erlauben, der Taube seinen Willen aufzuzwingen. Im Extremfall könnte der Blockwart sogar durch die Katze ersetzt werden,... Gott bewahre!

Wenden wir uns der gesunden Taube zu, die über zwei funktionsfähige Flügel verfügt. Sie kann - ja, sie muss - fliegen. Dabei ist sie immer äusseren Einflüssen, Wind, Wetter und Fressfeinden ausgesetzt, am Boden und in der Luft.

Während des Fluges im Ernstfall werden insbesondere beide Flügelspitzen, also jene am äussersten rechten und äussersten linken Ende der Flügel benötigt, um den Korpus der Taube bei extremen Flugmanövern zum Schutz der Existenz des Vogels stabil zu halten und aus der Gefahrenzone zu bringen.

Was aber sind extreme Flugmanöver?

Im Gleitflug bei ruhigen und gleichmässigen Wind- und Wetterverhältnissen verringert sich die Bedeutung der Flügelspitzen.

Anders verhält es sich beim Abheben vom Boden und bei der Landung, sei es auf dem Boden, auf einem wippenden Ast oder in luftiger Höhe auf einem Kirchturm.

Wesentlich bedeutender werden die Flügelspitzen bei unerwarteten Windböen, oder bei plötzlich auftauchenden Hindernissen. Diese veranlassen die Taube im Interesse Ihres Wohlergehens adäquat auf Einflüsse dieser Art zu reagieren, besonders durch den korrigierenden Einsatz beider Flügel und deren jeweils äusserster Flügelspitzen.

Dabei ist es für den Vogel nicht immer erforderlich, daß sich beide Flügel synchron zueinander bewegen - auch eine, wenn auch selten beobachtbare, Asynchronität der Flügel kann in gewissen Situationen für den Vogel als Ganzen von Vorteil sein - wichtigste Voraussetzung dabei ist, daß der Vogel sich überhaupt in seinem Element befindet, ...daß er fliegt!

Nicht zu vergessen sind extreme Flugmanöver, die notwendig werden, wenn der Vogel aus heiterem Himmel von Raubvögeln schon in der Luft oder am Boden von der Katze angegriffen wird. Dabei ist unbestritten der gefährlichste Aufenthaltsort für einen Vogel der Erdboden, woraus sich wiederum seine Lieblingsbeschäftigung, bzw. möglicherweise sogar seine Hauptaufgabe ergibt, welche das Fliegen ist!

Ganz gefährlich wird es für die Taube, wenn sie beschliessen sollte, sich nur mit einem der beiden Flügel fortbewegen zu wollen, wie es in der Diözese Würzburg jahrzehntelang zu beobachten war. Dabei kommt ja doch nur jene unbeholfene Bewegung zustande, die der Katze, zum Beispiel der Main-Post signalisiert, daß sich hier eine leichte Beute befindet. Insoweit es sich dabei seitens der Taube nur um eine Finte handelte, um den Jäger von ihrem Nachwuchs wegzulocken, mag das eine vertretbare Verhaltensweise sein, was aber, wenn der Vogel tatsächlich auf einem der beiden Flügel lahmt?

Für letzteren Fall ist es stets vonnöten, daß im Gehirn der Taube ein gewisser "Datenaustausch" vorhanden ist auf der Basis der Erkenntnisse über den freien Vogelflug. Ganz sicher aber ist es seitens des Vogels - nach einer langen Zeit des Beschäftigens mit der Fortwegung am Boden - an der Zeit, sich auf die beiden, schon immer vorhandenen Flügel und ihrem Wesen zu besinnen.

ABER:
Unbedingte Voraussetzung für den "Flug" ist, ...
1. ...daß der "Kopf" es überhaupt für möglich hält, daß der "Vogel" "fliegen" kann;
2. ...daß "QUO PRIMUM" ein und dieselbe "Frequenz" des "Flügelschlags" für beide "Flügel" gilt;
3. ...daß sich der "Kopf" nicht ablenken lässt vom Ziel;

(PH)