Es muß gehen, wir haben keine andere Wahl.
„Wir stehen vor den Ruinen einer Kir­che: Man predigt Menschrechte statt Gottesrechte.” Auch ich habe einmal über solche Sätze den Kopf geschüttelt, die für Intellektuelle so unter aller Kanone sind. Als wenn da eine Alternative wäre. Aber: Da bestreitet schon mal jemand Christi wahre Gottheit, sein Sühnopfer; und es regt sich nur der eine oder die andere darüber auf … Richard Williamson gab sein zynisches Interview, und die furorale Hysterie, auch in der Kirche, hält wochenlang an … Ich weiß, die Wahl meines Beispiels ist sehr verfänglich. Auf gar keinen Fall will ich die An­forde­rungen eines christlichen Humanismus im Zeugnis für Gottes Menschen­freund­lichkeit (Tit 3,4) verleugnen. Aber das Problem ist: Die ‚ultima ratio agendi‘ auch vieler Bischöfe scheint nicht die Präsenz der Wahrheit und Gnade Christi zu sein, sondern die Anschlußfähigkeit an einen säkularistischen Huma­nismus, dessen Anforderungsprofil jedoch zunehmendst aggressiver wird … (wie ein Moloch?) … Blicken wir auf die real existierenden Verhältnisse: Er hatte reich­lich untertrieben, der französische Erzbischof. – Apropos „französischer Erzbi­schof”: ob ein Athanasius redivivus oder nicht, das überlasse ich Gottes Urteil. Jedenfalls ein Mann schier mit dem Format eines Savonarola, der einzige im 20. Jahrhundert.
Was soll ich zum Schluß sagen? „Videant Consules (vel potius Praesu­les) …”, wenn mich „ganz da oben” jemand hören sollte. Laßt nicht zu, daß die, die eigentlich draußen sind, den Ton angeben, während die, die eigentlich drinnen sind, draußen bleiben müssen! Wir haben inzwischen ganz merkwürdige Front­verläufe: „am rechten Rand”, will sagen: wo man sich dem „Ortho-” verpflichtet weiß, jener Rectitudo, deren Maßstab der Allerhöchste ist, kombattiert man schon zum gut Teil zusammen. Ein Aberwitz, die Mode das wieder teilen zu las­sen.
Es muß gehen, wir haben keine andere Wahl.”

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PD Dr. theol. Klaus Obenauer ist Privatdozent für Katholische Theologie an der Universität Bonn; angestellt als Forschungsassistent am Lehrstuhl für Dogmatik und Theologische Propädeutik von Professor Dr. theol. Karl-Heinz Menke.

(PH)