Der kirchliche Oekumenebegriff
Ziel jeglicher oekumenischer Bemühungen der katholischen Kirche ist die Rückkehr aller von der Kirche getrennten, christlichen Gemeinschaften zur vollen Gemeinschaft mit der Katholischen Kirche.

Um den in jüngster Zeit vermehrt auftretenden missverständlichen Äusserungen zum Begriff Oekumene im Zusammenhang mit der Kirche zu begegnen möchten wir hier einige Klarstellungen vornehmen:

Es gibt nur eine Kirche, diese ist die katholische Kirche. Christen, deren Bekenntnis nichtkatholisch ist, gehören zu den von der Kirche getrennten, mannigfaltigen, christlichen Gemeinschaften, die nicht "Kirche" sein können, da ebenjenen die wesentlichen Merkmale die dem Begriff "Kirche" genuin und immanent zueigen sind, fehlen.

Es gibt jedoch eine aufeinander Verwiesenheit zwischen allen Christen, die vermittels der Kirche den Christen aller Zeiten immer deutlicher gemacht wird.

Wie also die Kirche ihr Verhältnis zu den getrennten Brüdern bzw. die Zuordnung der nichtkatholischen Christen zur Kirche und umgekehrt sieht, beantwortet Kardinal Bea in seinem Buch "Die Einheit der Christen" (Freiburg 1963):
"In der Tat spricht man mit Recht von ´Söhnen' und ,Brüdern'. Durch die Taufe werden, wie der Apostel Paulus lehrt, alle Getauften in Christus einverleibt: sie werden ,dem Bilde seines Sohnes gleichgestaltet, damit er selbst der Erstgeborene unter vielen Brüdern werde' (Röm. 8,29); sie werden, wie Petrus sagt, ,der göttlichen Natur teilhaftig' (2. Petr. 1, 4), mit einem Wort, wie Johannes sagt, ,Kinder Gottes' (1. Joh. 3, 1; vgl. Röm. 8, 14; Gal. 4,6). Durch die Taufe werden also alle Getauften unter sich Brüder und Schwestern, Glieder der einen großen Familie Christi. Diese Würde kann dem Getauften niemand nehmen, wenn er sie nicht selbst mit voller Kenntnis der Sache wegwirft. Diejenigen, die das von ihren Ahnen empfangene christliche Erbe im guten Glauben bewußt annehmen und bejahen, sind, auch wenn sie ,nicht zum sichtbaren Gefüge der katholischen Kirche gehören' (wie Papst Pius XII. es einmal ausdrückte), dem mystischen Leib Christi zugeordnet und erhalten infolge dieser Zuordnung auch Kraft und Gnade für ein christliches Leben; ,in ihnen wirkt' — wie ebenfalls Pius XII. sagt — ,der Geist Christi`." (...) ,,Alle die, und nur die, die gültig getauft sind, muß die Kirche als irgendwie zu sich gehörig betrachten, als ihre Kinder; auch wenn sie nicht sichtbar mit ihr verbunden sind, und sie muß ihnen ihre mütterliche Fürsorge angedeihen lassen. "

Papst Pius XII. - Instruction "Ecclesia catholica" von 1949:
"Der Geist Christi hat sich gewürdigt, sie (die nichtkatholischen christlichen Gemeinschaften) als Mittler des Heils zu gebrauchen."

Papst Johannes XXIII. - Antrittsenzyklika "Ad Petri cathedram":
"Wir haben auch zur Kenntnis genommen, daß fast alle diejenigen, die zwar von uns getrennt und unter sich gespalten sind, aber doch den Namen Christen tragen, des öfteren Versammlungen abgehalten haben, um Verbindungen unter sich zu knüpfen. Zu diesem Zweck haben sie feste Institutionen geschaffen. Diese Initiativen sind Ausdruck ihres lebhaften Wunsches, zumindest zu einer gewissen Einheit zu gelangen."

Papst Johannes XXIII. - Antrittsenzyklika "Ad Petri cathedram" - Appell an die nichtkatholischen christlichen Gemeinschaften:
"Laßt euch von uns in liebevoller Sehnsucht Brüder und Söhne nennen. Laßt uns die Hoffnung auf eure Rückkehr hegen."

Die Sicht Johannes XXIII., daß die getrennten Brüder zurückkehren sollen, ist und bleibt das Verständnis katholischer Oekumene. Es geht immer um die Rückkehr der getrennten Brüder unter die schützenden Flügel der Mutter Kirche.

Im Konzilsdokument "Lumen gentium" wird die Ordnung der Kirche erklärt im Blick auf die Einheit der Kirche und ihrer Bischöfe: "mit Petrus und unter Petrus"!

Überdies kann niemals eine Rede davon sein, daß ein Konzil Kompromisse auf dem Gebiet des Dogmas der katholischen Glaubenslehre machen könnte oder etwa bereits gemacht habe. Tatsächlich kann man den getrennten Brüdern keinerlei Hoffnung machen, etwa darauf, daß die römische Kirche von den getrennten Christen für die Wiedervereinigung etwa nur die Anerkennung der ,wesentlichen Dogmen' fordere, oder daß sie etwa auf die Annahme der Glaubensdekrete des Konzils von Trient verzichte oder, daß sie sich dazu verstehe, das Dogma vom Primat oder von der Unfehlbarkeit des Papstes zu revidieren.

Fakt ist:
Was die Kirche einmal als Glaubenssatz (Dogma) verkündet hat, das verkündet sie unter dem Beistand des Heiligen Geistes, als die von Gott geoffenbarte Wahrheit, über die sie selbst in keiner Weise verfügen kann. Das bedeutet, daß alle Beschlüsse der Gegenreformation gelten, welche sich im Konzil von Trient (1545-1563) konzentrieren. Das bedeutet weiters, daß alle christlichen Gemeinschaften akzeptieren müssen, daß für das katholische Lehramt die katholische Überlieferung, bzw. die katholische Tradition die gleichberechtigte Offenbarungsquelle des Willens Gottes neben der Heiligen Schrift ist und somit die ganze katholische Kirche auf allen drei Säulen gleichermassen ruht, nämlich 1. auf der Heiligen Schrift, 2. auf der Tradition und 3. auf dem Lehramt!

Insgesamt bedeutet dies (unter anderem),
1. daß der Mensch bei seiner Rechtfertigung mitzuwirken hat,
2. daß die sieben katholischen Sakramente heilsnotwendige Gnadenmittel sind,
3. daß die Heilige Messe eine Opferhandlung ist,
4. daß die Heiligenverehrung und Anrufung der Heiligen um Fürbitte sowie die Anrufung der heiligen Schutzengel vollgültige und den Gläubigen empfohlene Hilfsmittel auf dem Wege des Heils der ganzen Kirche sind,
5. daß für die Verstorbenen gebetet werden soll,
6. daß die Kirche das Recht hat unter den gültigen Voraussetzungen, Abläße zu gewähren, ...

Weiterführende Informationen zum Begriff "Oekumene" finden Sie im Artikel "Oekumene, was ist das?" ==> http://tinyurl.com/ntzjvk8

Fazit:
Ziel jeglicher oekumenischer Bemühungen der katholischen Kirche ist die Rückkehr aller von der Kirche getrennten, christlichen Gemeinschaften zur vollen Gemeinschaft mit der Katholischen Kirche.

(ANY - c73casv - 2013-01-22)