In Zeiten der Verwirrung: den alten Glauben dem neuen Irrglauben vorziehen!

"...als das Gift der Arianer nicht mehr einen kleinen Teil, sondern fast den ganzen Erdkreis angesteckt hatte, derart, daß fast alle Bischöfe des lateinischen Sprachgebietes teils durch Gewalt, teils durch List irregeführt waren und solche Finsternis über die Geister kam, daß sie nicht wußten, woran sie sich bei einer solchen Verwirrung halten sollten, da blieb in gleicher Weise jeder wahre Liebhaber und Verehrer Christi dadurch, daß er den alten Glauben dem neuen Irrglauben vorzog, von aller Pest dieser Ansteckung unbefleckt.

In der Gefahr dieser Zeit zeigte es sich mehr als genug, wie viel Unheil durch die Einführung einer neuen Glaubenslehre herbeigeführt wird; damals nämlich wurden nicht nur kleine Dinge, sondern sogar die größten ins Wanken gebracht.

Nicht nur nahe und entfernte Verwandtschaften, Freundschaften und Häuser, sondern auch Städte, Völker, Provinzen, Nationen und zuletzt das ganze römische Reich wurden damals von Grund auf erschüttert und aufgewühlt. Denn jene gottlose Neuerung der Arianer nahm wie eine Kriegs- oder Rachegöttin zunächst den Kaiser gefangen und unterwarf darauf auch sämtliche Spitzen des Palastes ihren neuen Satzungen; dann aber hörte sie keineswegs auf, alles durcheinander zu mengen und zu rühren, Privates und Öffentliches, alles Heilige und Gemeine, keinen Wert mehr auf das Gute und Wahre zu legen, sondern alle nach Belieben wie von oben herab zu zerschmettern...." [2]

"Aber vielleicht erdichten wir dies aus Haß gegen das Neue und aus Liebe zum Alten?

Wer das meint, möge wenigstens dem hl. Ambrosius glauben, der in seinem zweiten Buche an den Kaiser Gratian die Bitterkeit der Zeit also beweint : Aber schon hinlänglich, sagt er, haben wir, allmächtiger Gott, durch unser Verderben und mit unserem Blute die Hinschlachtung der Bekenner, die Verbannung der Priester und das Unrecht einer so großen Gottlosigkeit gebüßt; hinreichend ist klar geworden, daß die, welche den Glauben verletzt haben, nicht sicher sein können.

Sodann im dritten Buche desselben Werkes:

Wir wollen, sagt er, also festhalten die Weisungen der Alten und die uns überkommenen Siegel nicht in roher Waghalsigkeit verletzen. Jenes versiegelte Buch wagten weder Älteste noch Mächte noch Engel noch Erzengel zu öffnen; Christo allein ist das Vorrecht, es zu entfalten, vorbehalten.

Wer von uns sollte wagen, von dem priesterlichen Buche, das von den Bekennern und schon durch den Martertod vieler gesiegelt ist, die Siegel abzureißen? Die gezwungen wurden es zu entsiegeln, haben es doch später durch Verurteilung ihrer Verführung wiedergesiegelt ; die es zu verletzen nicht wagten, wurden Bekenner und Märtyrer. Wie könnten wir deren Glauben verleugnen, deren Sieg wir preisen?..." [3]

Quelle:
[1,2,3] Kirchenlehrer Hl. Vinzenz von Lerin - Commonitorium

(PH)