Ein Wort zum Beginn der Ferienzeit

(Ein Gastbeitrag von Sylvia Herrmann, GemRef., Eichsfeld/Thüringen)

Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht haben Sie nur einen Wunsch: Endlich mal aufatmen, mal raus aus dem Hamsterrad.

Oder Sie denken: Glücklich der, der sich so etwas wünschen kann und nicht zum Stress des ewigen Nichtstuns als Arbeitsloser verurteilt ist.

Beide Befindlichkeiten haben tiefste Berechtigung, denn sie entstammen einem Teil in uns, der sein Wesen erahnt, leise seiner Bestimmung nachspürt.

Die Arbeit hat einen kreativen, schöpferischen Aspekt, in dem wir unsere Gaben nutzvoll gebrauchen, um dankbar auf Geschaffenes für das Gemeinwohl zu blicken. Wenn sie uns unfreiwillig dauerhaft entzogen wird, fehlt uns ein Teil dessen, was unser Menschsein ausmacht. Daran leiden wir psyhisch und physisch.

Deshalb erinnert der nun emeritierte Papst Benedict in seiner Enzyklika „caritas in veritate“ die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft: „ … daß das erste zu schützende und zu nutzende Kapital der Mensch ist, die Person in ihrer Ganzheit – »ist doch der Mensch Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft«“.

Die ebenfalls in dieser Enzyklika angemahnte Sonntagsruhe trägt zur Balance zwischen Anspannung und Entspannung bei. Das Herausgehoben werden aus dem Alltag im dankbaren Rückblick, in Erholung und Gottesdienst, wird dort als Bestandteil der Würde des Menschen bezeichnet, an der sich „keine Gewalt ungestaft vergreifen darf“.

Dies betrifft natürlich auch andere Bereiche, wie den Schutz der Familie und des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod.

Auf solchen Werten fußt sogar die europäische Idee.

Robert Schumann, Gründer und erster Präsident des europäischen Parlamentes, für den der Seligsprechungsprozess läuft, sagte bezüglich der europäischen Vision, dass es sich um ein demokratisches Herrschaftmodell handeln soll, „das zutiefst in den christlichen Grundwerten verwurzelt ist. …“

Nicht die Fixierung auf allein wirtschaftliche Ziele, nicht eine Uniformierung, sondern, dass Europa ein „Symbol der allumfassenden Solidarität der Zukunft“ sei, war Intention der Gründerväter.

Einer der Patrone Europas, den wir in dieser Woche feiern durften, ist der Heilige Benedict von Nursia. Ich denke, wir dürfen uns in unserer Sehnsucht, sowie unseren Kontinent seiner Fürbitte anvertrauen, damit „Liebe und Wahrheit zur Einheit finden“, wie es ein Pfarrer treffend formulierte. Das wünsche ich uns allen, auch durch die Begegnung mit Gott, der Liebe und Wahrheit ist.

(c) Sylvia Herrmann


(PH - 2014-07-13)