Gott mehr gehorchen als den Menschen!

In heutiger Zeit hört man oftmals die Behauptung, dass es notwendig sei, sich vollumfänglich im Kadavergehorsam der Autorität des Papstes und des 2. Vatikanischen Konzils unterwerfen zu müssen, was im Grunde bedeutet jeder amtierenden kirchlichen Autorität die Unfehlbarkeit in allen ihren Akten zuzuschreiben, und weshalb es niemals irgendeinen legitimen Widerstand gegen kirchliche Autoritäten geben könne.

Diese Auffassung basiert auf dem Missverständnis, der Papst und ein Konzil wären in allem, was sie äussern "unfehlbar". Dem ist tatsächlich nicht so. Nur dogmatische Aussagen bzw. Sätze sind unfehlbar! Wann aber ist eine Aussage eines Papstes oder eines Konzils dogmatisch? Antwort: Nur eine „ex cathedra“ getroffene Entscheidung des Papstes in Fragen des Glaubens und der Sitte gilt als unfehlbar, wobei der Papst eine Lehre bestätigt, die von der Gesamtkirche bereits akzeptiert ist, nicht aber eine neue Lehre. Dasselbe gilt auch für Entscheidungen eines Konzils. Beispiel: Das Erste Vatikanische Konzil stellte 1870 das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes fest.

Der Gehorsam gilt also dem tradierten Glaubensgut, welches unser Glaubensbekenntnis ist und dieses Bekenntnis wird durch die Tradition, durch das Lehramt und durch die Hl. Schrift also von den drei Säulen der Kirche allen Generationen bis zum Ende der Welt allen Völkern in allen Sprachen zu allen Zeiten weitergegeben.

Unser Widerstand gilt dem Irrtum, den Lügen und den Häresien, die in allen Generationen bis zum Ende der Welt in allen Völkern und in allen Sprachen immer wieder in unterschiedlicher Maske aufflammen. Daraus ergibt sich die Pflicht zur Wachsamkeit auch und gerade innerhalb der Kirche:
„Man muss wissen, dass, wenn es eine Gefahr für den Glauben gäbe, die Untergebenen gehalten wären, ihre Prälaten zu rügen, sogar öffentlich“ (Thomas von Aquin II-II, q.33, a.4, ad 2).
Thomas von Aquin lehrt, dass man Gesetzen, die dem göttlichen Gut zuwider sind, nicht gehorchen soll, da man „Gott mehr gehorchen muss als den Menschen“ (Apg 5,29; vgl. Thomas von Aquin I-II, q.96, a.4).
„... es könnte auch eine legitime Trennung geben, so wenn etwa jemand dem Papst den Gehorsam verweigerte, will dieser ihm eine schlechte oder ungehörige Sache beföhle. …man kann denken, dass hier, wie im Fall der ungerechten Exkommunikation, eine rein äußere und scheinbare Trennung von der Einheit vorliegt“ (Dictionnaire de Théologie catholique „schisme“, 14/1, 1939,1302).

(PH)